Wissenswertes über Ökosysteme
Ein Ökosystem ist ein geschlossenes System, das sehr klein, aber auch sehr groß sein kann. So etwa wird sich in einem Eimer Wasser mit der Zeit ein kleines Ökosystem entwickeln. Auch die Erde ist ein riesiges Ökosystem.
Das Wissen über Ökosysteme ist wichtig, denn nur so verstehen wir, wie in den verschiedenen Ökosystemen Leben entsteht. Ökosysteme sind einerseits sehr widerstandsfähig, andererseits aber auch recht anfällig.
Schon kleinste Veränderungen können den Zusammenbruch eines Ökosystems herbeiführen. Die Anzahl der in einem Ökosystem vorhandenen, unterschiedlichen Lebewesen und Pflanzen bezeichnet man als Artenvielfalt. Die reine Menge an Pflanzen und Tieren wird als Biomasse bezeichnet.
Das Meer birgt eine Vielzahl an verschiedenen Ökosystemen, die alle Teil des großen Ökosystems ‚Meer‘ sind. 97 Prozent des Wassers auf der Erde befindet sich in den Meeren. Voraussetzung für das Entstehen mariner Ökosysteme ist das Vorhandensein der erforderlichen abiotischen Faktoren. Sind diese Voraussetzungen gegeben, dann entsteht Leben, indem die Sonnenstrahlen an der Meeresoberfläche die Bildung von Phytoplankton verursachen, während am Meeresboden Pflanzen zu wachsen beginnen.
Das Phytoplankton stellt die Nahrungsgrundlage für das Zooplankton dar, winzige Krebstiere, die wiederum größeren Tieren als Nahrung dienen, und so setzt sich die Nahrungskette fort: Kleine Lebewesen von größeren gefressen, und am Ende der Nahrungskette befindet der Mensch.
Deshalb tragen wir eine sehr große Verantwortung. Wenn wir die marinen Ökosysteme nutzen, sollten wir stets Folgendes bedenken: Je stärker und nachhaltiger diese Systeme sind, umso mehr können wir aus ihnen ernten. Deshalb macht es Sinn, sich für die Aufrechterhaltung der marinen Ökosysteme einzusetzen, unter anderem, indem man sich für Fisch entscheidet, der auf so schonende Weise wie möglich gefangen wurde.
Schonender Fischfang hat geringere Auswirkungen auf die Ökosysteme am Meeresboden, die für die dort lebenden Tiere von entscheidender Bedeutung sind. Seetang und Felsen schaffen Strukturen und dienen Fischen und anderen Tieren als Versteck, indem sie auf dem Meeresboden ganze Wälder bilden. An den Küsten dienen die Seegraswiesen, die ein enormes Potenzial zur Speicherung von CO2 bieten, quasi Kinderstuben für Fischbrut. Somit hat die Fischerei mit Grundschleppnetzen verheerende Auswirkungen auf den Meeresboden.
Früher hieß es, die Grundschleppnetzfischerei sei das Äquivalent zum Pflügen von Feldern. Denn auch auf einem gepflügten Feld leben außer Vögeln nur sehr wenige Tiere. Das Gleiche passiert im Meer beim Einsatz von Grundschleppnetzen und ähnlichen Fanggeräten. Alles wird mitgefangen, die Vegetation wird zerstört und wie an Land verringert sich auch im Meer die Artenvielfalt. Für manche Tiere ist diese eingeschränkte Artenvielfalt jedoch ein Vorteil. Denn sind die Fische verschwunden, siedeln sich am Meeresboden vermehrt Muscheln und Weichtiere an.
Es ist wichtig, dass wir uns für die Aufrechterhaltung der Ökosysteme einsetzen und dem Meer Respekt zollen. Denn nur so bewahren wir Vegetation und Artenvielfalt und damit auch robuste Ökosysteme mit nachhaltigen Fischbeständen, von denen wir uns ernähren können.
Muscheln und Algen sind regenerativ, d. h. sie verbessern beim Wachsen die Meeresumwelt. Muscheln leben davon, dass sie Plankton aus dem Wasser herausfiltern. Durch diese Reinigungsfunktion tragen Muscheln mit dazu bei, dass das Sonnenlicht tiefer in das Wasser eindringen kann. Dort leben einige der anhaftenden großen Makroalgen (Tang), die für die Photosynthese Sonnenlicht benötigen. Auf diese Weise sorgen Algen und Muscheln dafür, dass dem Meer Nährstoffe entzogen werden, die vor allem aufgrund landwirtschaftlicher und städtischer Abwässer im Übermaß vorhanden sind. Muscheln und Seetang ernähren sich von der untersten Ebene des Ökosystems; es macht Sinn, dass auch wir überwiegend Tiere und Pflanzen der niedrigeren Ebenen verzehren. Denn jedes Mal, wenn ein großer Fisch einen kleineren frisst, kommt es zu einem Energieverlust, der im Ökosystem auszugleichen ist. In den marinen Ökosystemen unserer heimischen Gewässer ist der Thunfisch, vom Menschen abgesehen, der größte Raubfisch.
Betrachtet man das gesamte Ökosystem, so braucht es 200 kg Phytoplankton, um ein kg Thunfisch zu erzeugen.
Ein sehr gutes Beispiel für ein solides Ökosystem ist der Öresund. Hier zeigen sich die positiven Auswirkungen einer naturverträglichen, schonenden Fischerei deutlich. Seit den 1930er Jahren wird im Öresund nicht mehr mit Grundschleppnetzen gefischt. Der Einsatz dieser Fanggeräte war damals wegen des starken Schiffsverkehrs verboten worden.
Heute ist der Öresund eines der besten Beispiele dafür, wie ein intakter Meeresboden aussieht. Hier haben sich vielzählige Anemonen angesiedelt, die fast wie Korallen aussehen, und es gibt eine sehr reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt mit einer sehr großen Artenvielfalt. Und nicht zuletzt einer sehr großen Biomasse.
Und das, obwohl direkt am Öresund zwei große Städte liegen, die große Mengen an Nährstoffen in die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden einleiten.
Hier ist der Kabeljaubestand 100-mal so produktiv wie der Bestand im Kattegat. 46 Prozent aller Kabeljau-Larven im Kattegat stammen vom Kabeljaubestand des Öresunds. Damit veranschaulicht der Öresund auf beispielhafte Weise, wie ein starkes Ökosystem positiv zu anderen Ökosystemen beiträgt!
Es ist wichtig, dass wir uns um die Aufrechterhaltung der marinen Ökosysteme kümmern und dem Meer gebührenden Respekt zollen. Denn nur so stellen wir eine umfangreiche Artenvielfalt und ein Ökosystem sicher, in dem Fische auch in Zukunft noch reichhaltig vorhanden sind.